„Ende der achtziger Jahre trafen sich fast zufällig einige im Pflegekinderwesen engagierte Menschen aus Pflegeelternvereinen, Jugendämtern, von Trägern der freien Jugendhilfe und der Hochschule für Sozialwesen in Esslingen zu einem Fachgespräch. Schnell wurde deutlich, dass das Pflegekinderwesen ein bis dahin stiefmütterliches Dasein führte. Also schlossen sich diese Menschen zu einem Arbeitskreis zusammen und begannen mit Fortbildungsangeboten für Pflegefamilien“. So beschreibt Prof. August Huber 2009 in der Fachtagsdokumentation „Pflege- und Adoptivkinder. Ich brauche ein Zuhause“ die Motivation der Beteiligten. In diesem Kreis entstand dann die Idee, einen Verein zu gründen.
28. April 1993: Gründung des Vereins „Pflegeelternschule Baden-Württemberg e.V.“. Gründungsmitglieder waren u.a. Prof. August Huber, Dr. Leni Schwarz, Prof. Dr. Ludwig Salgo.
Seit 1994 ist der Verein freier Träger der Jugendhilfe und als gemeinnützig anerkannt.
Wichtige Angebote des Vereins waren beispielsweise die Wochenendseminare zum Thema „Mut zur Pflegefamilie“ und zunehmend auch Tages- und Abendseminare zu Themen wie „Bindung und Trennung“ oder „Der Erziehungsalltag in der Pflegefamilie“. Von 1997 bis 1999 wurde zudem das Projekt „Unterstützung der Beziehungen von Pflegekindern zu ihren Herkunftsfamilien – Fortbildung zur Begleitung von Besuchskontakten“ durchgeführt.
Neben den pädagogischen Veranstaltungen stellten von Anfang an auch die Einzelfallberatungen einen wichtigen Bestandteil des Angebots dar. Getragen wurden diese Veranstaltungen und Angebote wesentlich von Prof. August Huber und Dr. Leni Schwarz.
Leitideen des Vereins und der DozentInnen waren und sind bis heute: „alle lernen voneinander, um gemeinsam den besten Weg für die Entwicklung der Pflegekinder zu finden; jeder trägt aus seiner Sicht dazu bei, dass das Pflegeverhältnis zum Wohl des Kindes gelingt; viele zur Mitarbeit im Verein anzuregen“.
2001: Gründung der Wandertagsinitiative. Gemeinsame Wanderungen, Kanutouren oder Kletterabenteuer bieten Kindern und Pflege- und Adoptivfamilien Entspannung und gemeinsame Erlebnisse in der Natur und tragen dazu bei, Kraft zu schöpfen für den oft anstrengenden Alltag in Pflege- und Adoptivfamilien. Seit 2001 werden regelmäßig sowohl von der Wandertagsinitiative als auch in Kooperation mit unserem Partner AVENERRA e.V. Angebote zur Erholung und Entspannung für Pflege- und Adoptivfamilien angeboten.
2002: Einrichtung der Geschäftsstelle des Vereins in der Böblinger Straße 156 in Stuttgart-Heslach.
2003: Durchführung der ersten „Ausbildung zum Beistand gemäß § 13 Abs.4 SGB X“ mit dem Ziel, die Beratung und Unterstützung von Pflege- und Adoptiveltern auch in den Regionen vor Ort weiter auszubauen. Die Ausbildung, deren Konzeption federführend von Paula Zwernemann erarbeitet wurde, erhielt 2010 von der Stiftung zum Wohl des Pflegekindes den Förderpreis.
Durch die Beistandsausbildung intensivierte der Verein seine Einzelfallbegleitung und Beratung von Pflegeeltern, die einen zentralen Stellenwert der Vereinsarbeit darstellt und die bislang weitgehend ehrenamtlich geleistet wird. Gleichzeitig leisten die vor Ort tätigen, ausgebildeten Beistände einen wichtigen Beitrag der Hilfe zur Selbsthilfe. Schliessen sich die Betroffenen zusammen und gründen regionale Interessenvertretungen, können wichtige Themen, wie z.B. die Bedeutung und Berücksichtigung der Erkenntnisse der Bindungsforschung für die Entwicklung von Pflegekindern, in der Zusammenarbeit mit dem Jugendamt eingebracht und Veränderungen vor Ort angestossen werden.
2005: Um unsere Themen und Anliegen auch auf Bundesebene besser einbringen zu können, tritt der Verein 2005 dem Bundesverband Kinder in Adoptiv- und Pflegefamilien e.V. (BAG KiAP e.V.) bei: „Wir möchten die Anliegen unserer Kinder mit Ihnen zusammen auf der politischen Ebene vertreten und unterstützen“ – so Prof. Huber 2005 in einem Schreiben an die damalige Vorsitzende der BAG KiAP.
Neben der fachlichen Bildungs- und Qualifizierungsarbeit und der Begleitung und Beratung von Pflege- und Adoptiveltern stellt die politische Interessenvertretung auf Landes- und Bundesebene einen weiteren Schwerpunkt unserer Arbeit dar. Es entstanden eine Reihe wichtiger Stellungnahmen u.a. zur Sonderzuständigkeit für ein Pflegekind gemäß § 86,6 SGB VIII im Januar 2011 sowie im November 2015, zur Vormundschaftsrechtsreform im Februar 2010 sowie im Januar 2015 oder zum Referentenentwurf des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes (KJSG) vom 10. April 2017 und zum Opferentschädigungsgesetz vom Dezember 2017
2007: Paula Zwernemann veröffentlicht das „Praxisbuch Pflegekinderwesen“. Die Publikation entstand in enger Zusammenarbeit mit unserem Verein und stellt eine wichtige fachliche Grundlage für unsere Ausbildungen, Seminare und Veranstaltungen dar.
Die aktualisierte und erweiterte Neuausgabe dieser Publikation erscheint 2014 im Schulz-Kirchner Verlag unter dem Titel: „Pflegekinderhilfe/ Adoption in Theorie und Praxis“.
Paula Zwernemann leitete von 1982 bis 2001 den Pflegekinderdienst im Jugendamt Waldshut und arbeitet seit 2005 kontinuierlich im Vorstand unseres Vereins mit. Für ihre langjährige und umfangreiche, engagierte Tätigkeit zum Wohl von Pflegekindern erhielt Frau Zwernemann 2006 den Förderpreis der „Stiftung zum Wohl des Pflegekindes“.
2010: Die kontinuierliche Erweiterung der Bildungsangebote und Aufgabenfelder des Vereins führte 2010 zur „Erneuerung des Logos“ sowie zu einer Ergänzung des Vereinsnamens. Seitdem trägt der Verein den Namen „Pflegeelternschule Baden-Württemberg e.V. Akademie für Pflege-/ Adoptivfamilien und Fachkräfte“. In der Festschrift zum 20jährigen Bestehen des Vereins schreibt der damalige 1. Vorsitzende Georg Hug hierzu: „Es ging einerseits darum stärker zu betonen, dass auch Adoptivfamilien angesprochen werden und anderseits darum, dass ganz besonders auch Fachkräfte geschult werden sollen. Gerade hier zeigt sich ein hoher Bedarf an Qualifizierungsmaßnahmen“.
2011: Konzipierung und Start der ersten „Ausbildung zum Ehrenamtlichen Einzelvormund für Pflegekinder“. 2018 wurde von unserem Verein der 5. Ausbildungskurs in Kooperation mit der Dualen Hochschule Stuttgart sowie mit dem Landesverband Kinder in Pflege- und Adoptivfamilien durchgeführt. Ein Artikel zur Entstehung und Geschichte dieser Ausbildung von Dr. Ulrike Bischof, Marja Schoenmaker Ruhl und Claudia Kobus befindet sich in der Publikation „Kinderrechte – Kinderschutz: Die Anerkennung der Lebenswirklichkeit des Kindes und seine Bedeutung für Jugendhilfe, Pädagogik und Justiz“, die im September 2018 von unserem Verein herausgegeben wurde.
2015/ 2016: Mit Bezug auf die Ausbildung 1997 bis 1999 wurde 2015/ 2016 erneut eine Ausbildung zum Umgangskontaktbegleiter unter Federführung von Frau Dr. Leni Schwarz durchgeführt.
2016: Beginn der Fachtagsreihe „Kinderrechte – Kinderschutz“ in Kooperation mit dem Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg. Das Programm und die Flyer der Fachtage seit 2017 finden Sie unter dem Menuepunkt Publikationen/ Jahresprogramme und Flyer. Beim Fachtag 2018 nahmen erstmals genausoviele Fachkräfte aus Jugendämtern wie Pflege- und Adoptivfamilien teil.
2018: Vor dem Hintergrund des weiteren Ausbaus sowie der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Bildungs- und Beratungsangebote des Vereins wird auf der Mitgliederversammlung im April die neuerliche Änderung des Vereinsnamens beschlossen.
Seit dem 14. April 2018 trägt der Verein den Namen „Akademie und Beratungszentrum für Pflege- und Adoptivfamilien und Fachkräfte Baden-Württemberg e.V.“
In Zusammenhang mit der Namensänderung wird auch das öffentliche Erscheinungsbild des Vereins neu und einheitlich gestaltet: Entwicklung und Gestaltung eines neuen Logos sowie eines einheitlichen Corporate Designs für unser Programm, unsere Materialien und Publikationen. Die Realisierung dieses Projekts wird von der DAK gefördert.
Das Jahresprogramm – in den Anfangsjahren als Flyer gestaltet – wird seit 2018 als Programmheft im neuen Layout an unsere Mitglieder sowie alle Jugendämter und weitere interessierte Personen verschickt.
September 2018: Herausgabe/ Veröffentlichung der Publikation „Kinderrechte – Kinderschutz. Die Anerkennung der Lebenswirklichkeit des Kindes und ihre Bedeutung für Jugendhilfe, Pädagogik und Justiz“. Die Veröffentlichung dieses Bandes wird von der DAK gefördert.
Umstellung der Förderung des Vereins von der Projektförderung auf institutionelle Förderung durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg.
2019/ 2020 findet die mittlerweile 7. Beistandsausbildung statt, die nach der Überarbeitung der Konzeption im Jahr 2018 „Ausbildung zur Begleiterin/ zum Begleiter für Pflege- und Adoptivfamilien sowie zum Beistand gemäß § 13 Abs 4 SGB X“ heißt.
Unsere Veranstaltungen, Seminare und Weiterbildungen, die oft in Kooperation mit Partnern sowie Adoptiv- und Pflegeelterninitiativen in ganz Baden-Württemberg durchgeführt werden, stossen auf anhaltend hohe Resonanz. Auch unsere – bislang weitgehend ehrenamtlich durchgeführten – Beratungs- und Unterstützungsangebote werden stark nachgefragt.
Ein großes Anliegen des Vereins ist es, den Dialog zwischen den Fachkräften aus den Jugendämtern und der Praxis bzw. den Pflege- und Adoptiveltern weiter auszubauen.
Neben der Zusammenarbeit mit Hochschulen und Verbänden sowie mit dem Ministerium hat für uns auch die Weiterführung des interdisziplinären Dialogs eine hohe Bedeutung, um den gewachsenen Anforderungen und neuen Herausforderungen in der Pflegekinderhilfe gerecht werden zu können.
Um dem hohen Bedarf an Weiterbildungsangeboten, Beratung und Qualifizierung auch zukünftig gerecht werden zu können, sind wir darüber hinaus bestrebt, auch die Rahmenbedingungen unserer Arbeit, nicht zuletzt die finanziellen, weiter zu verbessern.